Das Wort „Whisky“ leitet sich vom Schottisch-Gälischen ab und bedeutet „Wasser des Lebens“. Dieses muss ausserordentlich belebend sein, denn in Schottland gibt es über 100 Whisky-Brennereien.
Für Liebhaber des Schottischen Nationalgetränks aus destillierter Getreidemaische ist Schottland ein Paradies. Um dies näher zu bringen, stellen wir – geordnet nach den bekanntesten Whisky-Regionen und dem damit verbundenen geschmacklichen Charakter, interessante Destillerien vor. Übrigens ist der Besuch einer Destillerie auch für Nicht-Whisky-Trinker ein Erlebnis, denn oftmals sind die Brennereien allein schon wegen der Atmosphäre und der gepflegten Anlagen ein Besuch wert. Nebst den Brennereien gibt es noch unzählige andere Sehenswürdigkeiten, die ein Schottland-Besuch unvergesslich machen. In diesem Sinne: „Slàinte mhath“ (Gälisch), was soviel bedeutet wie „zum Wohl“!
Highland Whisky
Schottlands Norden mit seinen Highlands bietet nicht nur wildromantische Seen, Flüsse und rauhe Berglandschaften (z.B. Cairngorms National Park), sondern auch exklusive Whisky-Sorten alteingesessener Brennereien. In die Highlands gelangt man über Aberdeen, Iverness oder Dundee. Besonders sehenswert ist z.B. das kleine Dorf Durness, in welchem man die Grotte „Smoo Cave“ an der Küste gesehen haben muss. Die Whiskys aus dieser Region haben in der Regel einen kräftigen und vollmundigen Geschmack, sind robuster und oftmals auch getorft.
Etwas Besonderes ist die „Edradour-Destillerie“ (Pitlochry, Perthshire PH16 5JP, Tel: +44 (0)1796 472095), die im wunderschönen Pitlochry einen stark rauchigen Whisky hervorbringt. „Edradour“ ist zudem die kleinste Brennerei Schottlands und nur schon deshalb sehenswert. Wer die „Glenmorangie“ Destillerie (Tain, Ross-Shire IV19 1PZ, Tel: +44 (0)1862 892477) direkt am Meer wählt, den erwartet eine sehr kurzweilige und interessante Führung (nur nach telefonischer Voranmeldung). „Glenmorangie“ besitzt zudem eine eigene Fassbinderei und wer möchte, kann dort auch ein Galadinner mit schottischen Spezialitäten wie Haggis (Achtung: Schafsgericht mit Innereien!), umrahmt mit traditioneller Musik, geniessen.
Speyside Whisky
Fast die Hälfte der Schottischen Whisky-Destillerien liegt im Speyside, einem Teil der Highlands. Als Rahmenprogramm bietet die atemberaubende Natur der zentralen Whiskyregion mehr als genügend Möglichkeiten. Der See „Loch Muick“ und seine mit Kiefern und Buchenwäldern verwunschene Umgebung, das Naturschutzgebiet „Muir of Dinnet National Reserve“ oder die Pinienwälder der „Anagach Woods“ am Ufer des Flusses Spey laden zu Ausflügen ein. Die Whiskys aus der Region Speyside haben eine weniger kräftige, aber dafür runde und facettenreiche Note, sind wenig robust, nicht getorft und haben manchmal einen süsslichen Geschmack – ein idealer Einstiegswhisky.
Wer keine touristische Destillerien mag und auch keinen Gift-Shop braucht, ist bei „The Macallan“ (Craigellachie, Banffshire AB38 9RX, Tel: +44 (0)1340 871471) richtig. Für eine Führung sollte man sich unbedingt telefonisch voranmelden. Die Besonderheit bei „The Macallan“ ist, dass der Whisky ausschliesslich in Sherry-Fässern lagert. Jedes Fass wird dabei auch nur ein einziges Mal verwendet. Spannendes über die Aromen einzelner Whisky-Sorten erfahren Besucher in der hauseigenen Ausstellung „Story of the Oak“. Etwas touristischer, aber nicht minder charmant ist die Royal Lochnagar Destillerie (Balmoral, Cratie, Ballater, Aberdeenshire AB35 5TB, Tel: +44 (0)1339 742700), die auch ein eigenes Restaurant führt. Allein schon die Lage gleich neben Balmoral Castle ist ein Besuch wert.
Bei Kennern bekannt ist die Whisky-Sorte „Glenfiddich“ (Dufftown, Banffshire AB55 4DH, Tel: 44 (0) 1340 820373). Die Brennerei, die diesen Whisky herstellt, liegt in Dufftown, der Whiskyhauptstadt, und hat als eine der ersten in Schottland ihren Whisky als Single Malt vermarket. Das Besondere bei Glenfiddich: die Destillerie verfügt über eine eigene Abfüllanlage, die während einer kostenlosen Führung besichtigt werden kann. Hautnah erleben Besucher, wie das flüssige Gold durch die Produktionshallen rollt. Wer noch ein Souvenir braucht, findet dieses bestimmt im beeindruckenden Giftshop der Brennerei.
Gleich im Nachbarort Charlestown of Aberlour befindet sich die „Aberlour Distillery“ (Aberlour, Banffshire AB38 9PJ, Tel: +44 (0)1340 881249), die 1879 erbaut wurde. Das umfangreiche Tasting in der traditionsreichen Brauerei ist ein besonderes Erlebnis und wärmstens zu empfehlen. Geschichtsträchtiges über die mehr als 200 illegalen Brennereien, die sich im 19. Jahrhundert überall dort angesiedelt haben, wo frisches Quellwasser verfügbar war, erleben Besucher in „The Glenlivet“ (Ballindalloch, Banffshire, AB37 9DB, +44(0)1340 821 720).
Lowland Whisky
Es lohnt sich, auf dem Weg in die Lowlands über Edinburgh, die Hauptstadt Schottlands, zu fahren. Unbedingt besuchen sollte man dort die mittelalterliche Altstadt und das Edinburgh Castle. Shoppen lässt sich am besten im Traditionskaufhaus „Jenners“ aus dem Jahr 1838 mit über 100 Abteilungen, auf der Princes Street, der Cockburn Street und natürlich an der Royal Mile. Für die beste Aussicht über die Stadt, die wie Rom auf sieben Hügeln erbaut wurde, muss man den „Arthur’s seat“ besteigen. Auf keinen Fall fehlen darf der Besuch eines Pubs, z.B. „The Caley Sample Room“ (2-58 Angle Park Terrace). In der Region lohnt sich auf alle Fälle auch ein Besuch des Nationalparks „Loch Lomond and the Trossachs“, dessen See der grösste und schönste Schottlands sein soll.
Das milde Klima in den Lowlands beeinflusst die Reifung des Whiskys und bringt einen weichen Single Malt hervor, der auch Whisky-Anfängern einen milden Start ermöglicht. Ausserdem werden die Whiskys dieser Region nicht zwei-, sondern dreimal gebrannt.
In der „Auchentoshan-Destillerie“ (by Dalmuir, Clydebank, Glasgow G81 4SJ, Tel: +44 (0)1389 878561) kann der interessierte Besucher den ganzen Prozess der Whisky-Herstellung verfolgen – vom Getreideanbau bis zur Lagerung wird alles anschaulich demonstriert. Weiter im Osten der Lowlands befindet sich „Glenkinchie“ (Pentcaitland, Tranent, East Lothian EH34 5ET, Tel: +44 (0)1875 342004). Ganze zwölf Jahre wird der leichte und weiche Single Malt dort in Sherry-Fässern gelagert und erhält dadurch den typisch vollmundigen und aromatischen Geschmack.
Islay Whisky
Islay ist die südlichste und fruchtbarste schottische Insel der Inneren Hebriden (schottische Westküste) und ein Whisky-Paradies par excellence. Zu erreichen ist Islay vom Fährhafen Kennacraig aus. In dieser Region wird in nur gerade acht Brennereien ein ausgesprochen kräftiger und starker Whisky mit ganz eigenständigem, torfig-rauchigem Geschmack und leicht salziger Seeluft-Note hergestellt. Wer die kleine Insel besucht, sollte sich unbedingt auch die Ruinen der „Kidalton Chapel“ aus dem 12. Jahrhundert anschauen.
Die älteste Destillerie auf der Insel ist „Bowmore“ (Isle of Islay, Argyllshire PA43 7GS, Tel: +44 (0)1496 810441). Der Whisky mit dem typischen Torfgeschmack lässt sich bei schönem Wetter auf der Terrasse geniessen und bietet dabei einen fantastischen Blick auf das Meer. Empfohlen wird ein Premiumtasting, insbesondere das Probieren der Raritäten lohnt sich.
Im Gegensatz zur ältesten befindet sich auch die jüngste Schottische Destillerie auf der Insel Islay. Seit 2005 wird in der „Kilchoman-Destillerie“ (Rockside Farm, Bruichladdich, Isle of Islay, Argyll PA49 7UT) ein Whisky gebrannt, der schon nach kurzer Zeit hochgelobt wurde und Erfolge feiern konnte. Eine Führung wird in der „Laphroaig-Destillerie“ (Port Ellen, Isle of Islay PA42 7DU, Tel: +44 (0)1496 302418) angeboten, deren Whisky unverwechselbar nach Jod und Seetang schmeckt.
Campbeltown Whisky
Campbeltown liegt auf der Halbinsel Kintyre und war früher Schottlands Whisky-Hauptstadt Nr. 1. Die Stadt beheimatete einst über 30 Destillerien. Durch mangelnden Absatz verringerte sich die Zahl der Brennereien in Campbeltown aber enorm und liegt nun nur noch bei deren 3. Der Ruf der Campbeltown Whiskys war nicht immer der beste. Mittlerweile konnte die Ehre aber wieder hergestellt werden. Die Destillerie „Springbank“ (Campbelltown, Argyll PA28 6EJ, Tel: +44 (0)1586 552085) ist seit 1837 im gleichen Familienbesitz und überzeugt mit einem aussergewöhnlichen Grad an manueller Arbeit. In der ganzen Produktion ist (noch) kein einziger Computer im Einsatz. Dies macht auch eine Führung sehr interessant, auf welcher man jeden einzelnen Schritt – von der Mälzung bis zur Abfüllung – beobachten kann.
Auch ein Besuch der Brennerei „Glen Scotia“ (Glen Scotia Distillery, 12 High Street, Campbeltown, Argyll PA28 6DS, Tel: +44 (0)1586 552 288) lohnt sich. Durch die Verwendung traditioneller Kupferbrennblasen entstehen bei deren Whisky Frucht- und Würzaromen. Nebst dem Whisky-Tasting sollte man auf der Halbinsel Kintyre unbedingt die grüne Berglandschaft geniessen und die unzähligen historischen und archäologischen Kleinode ansteuern. Aufgrund des Golfstroms und der dadurch eher geringen Niederschlagshäufigkeit gedeihen auf Kintyre sogar Palmen.
Special-Tipps:
- Schottlands Netz öffentlicher Verkehrsmittel ist sehr gut. Möchte man aber schnell von einem Ort zum andern gelangen und unabhängig sein, dann ist ein Mietwagen wohl die beste Variante, das Land zu erkunden.
- Achtung, in Schottland herrscht Linksverkehr und die Promillegrenze am Steuer liegt bei 0.5. Sind also Whisky-Verkostungen geplant, sollte man bei der Reservation des Mietwagens unbedingt die mitreisende(n) Person(en) als Zusatzfahrer buchen.
- In ländlichen Gegenden oder in den Highlands darf man nicht vergessen, regelmässig zu tanken (Tankstellen liegen teilweise recht weit auseinander). Im religiösen Westen des Landes sind Tankstellen ausserdem jeweils sonntags geschlossen.
- Die beste Reisezeit für eine Mietwagen-Rundreise zu den Whisky-Regionen ist von Mai bis August. Die geringsten Niederschläge werden jeweils in den Monaten Mai, Juni und September gemessen. Wer Schottland bereist, muss sich bewusst sein, dass die Temperaturen auch im Hochsommer selten über 20 bis 25 Grand klettern und das Wetter oft sehr unbeständig ist. Die Westküste ist generell etwas wärmer als die Ostküste und in den Highlands ist im Allgemeinen mit vermehrten Niederschlägen zu rechnen.
- Wenn möglich, sollte man in Schottland auch mit Schottischen und nicht Englischen Pfund bezahlen. Die Schotten sind in dieser Beziehung etwas eigen und bevorzugen ihr „eigenes“ Zahlungsmittel.