Gehörst du zu denjenigen, die sich privat richtig Mühe geben, die Natur und das Klima zu schützen? Sortierst du Neophyten (= nicht einheimische Pflanzen) aus deinem Garten aus, sparst Strom, wo es nur geht und bist die fleissigste Mülltrennerin der Nachbarschaft? Sehr fein! Aber: Behältst du diese Disziplin auch am Arbeitsplatz bei? Wir zeigen dir, wie dein nachhaltiges Leben nicht an der Bürotüre halt macht.
Du hast die Power
Seien wir ehrlich: Bei allem, was man hinsichtlich des Umweltschutzes tun kann, sind unsere Gehirne dazu geneigt, das altbekannte Sprüchlein von „was sollte ich als Einzelperson denn schon ausrichten können?“ zu rezitieren. Als Frau bist du ja sowieso schon in den allermeisten Berufen gegenüber den Männern unterrepräsentiert. Da bekommt der innere Kleinmacher-Schweinehund noch mehr Macht. Nicht besser wird es, wenn du nicht in einer Position arbeitest, in der du viel Entscheidungsgewalt hast. Ging dir dies alles so oder so ähnlich schon durch den Kopf? Aber lass dir etwas gesagt sein. So, wie es auch im Privatleben immer etwas nützt, Umweltschutz zu leben, sieht es auch auf der Arbeit aus. Jeder Beitrag zählt. Egal wie gross oder klein er auch sein mag!
Vor allem ist es ja nicht so, als würdest du, wenn du auf der Arbeit für mehr Umweltschutz wirbst, etwas Anrüchiges tun. Das Schweizerische Umweltrecht des Bundes erklärt ganz klar, dass auch Unternehmen in der Pflicht stehen. Ausserdem solltest du nicht unterschätzen, wie sehr sich der Umweltschutzgedanke in den Köpfen vieler Firmenbesitzer etabliert hat. Dies auch, weil sich niemand dem Image-Schaden aussetzen will, den es bedeutet kann, nicht genug Umweltschutz zu betreiben – du hast sicher schon mitbekommen, wie schnell ein „Shitstorm“ entsteht und wie heftig er wehen kann.
Allerdings, und an diesem Punkt kommst du als vielleicht bloss „kleine Angestellte“ ins Spiel: Viele Firmen konzentrieren sich nur auf grosse Massnahmen. Die Feinheiten im täglichen innerbetrieblichen Ablauf, mit denen sich die Chefs schon aus Zeitmangel nicht befassen können, fallen oft hinten herunter. Das sind die „Zonen“, in denen du wirken kannst, auch ohne viel Entscheidungsgewalt. Und nicht nur das, du kannst mit gutem Beispiel vorangehen und so vielleicht innert weniger Monate die Kollegenschaft motivieren, es dir gleich zu tun.
Ein guter Rat noch: Überall dort, wo Umweltschutz eine (meist höchstens einmalige) Mehrausgabe gegenüber herkömmlichen Herangehensweisen bedeutet, solltest du dir sicherheitshalber grünes Licht von Vorgesetzten geben lassen. Umgekehrt gilt, wenn du durch Umweltschutz Kosteneinsparungen produzierst, kommuniziere es ebenfalls nach oben – es gibt keinen Grund, warum dein Einsatz für Mutter Natur sich nicht auch positiv auf dein Standing auswirken sollte.
Doch was kannst du im Einzelnen tun? Das verraten wir dir jetzt.
1. Sammle Schmierblätter
Das berühmte „Papierlose Büro“ wird zwar seit Jahrzehnten angekündigt, ist aber auch 2020 in vielen Unternehmen unmöglich durchzusetzen. Papier wird dir genau deshalb in diesem Artikel noch mehrfach begegnen. Denn weil es einen so wichtigen Anteil am Arbeitsalltag hat, lässt sich hier viel machen.
Schritt 1: Stelle am Kopierer und im Büro einen Karton für Schmierblätter auf. Notizzettel braucht man immer. Warum also nicht das nehmen, was durch falsches Ausdrucken angefallen und sowieso reif für die Mülltonne ist?
Tipp: Einen Stapel solcher Blätter von einem Lehrling in handliche Notizzettel zerschneiden zu lassen, dauert nur wenige Minuten und macht die Sache noch effektiver.
2. Mach bei 100 Schluss
Werden viele Geräte in deinem Unternehmen per Akku betrieben? Dann schau dir mal an, wie viele davon auch dann am Stromnetz hängen, wenn sie aufgeladen sind. Typisch sind beispielsweise Notebooks, die als ortsfeste Rechner verwendet werden. Die dauerhafte Netzverbindung ist bei vielen, wenngleich nicht allen Geräten übel für die Akku-Lebensdauer. Zudem hängt das Netzteil dauerhaft am Stecker, wandelt Spannung um, erzeugt Verlustwärme und verschwendet Strom.
Wenn ein Stromspeicher voll ist, besser schon bei 90% für maximale Akku-Gesundheit, solltest du das Netzteil rausziehen und es erst wieder verbinden, wenn die Kapazität auf ca. 20 Prozent gefallen ist.
3. Drucke auch im grossen Stil für Mutter Natur
In vielen Firmen beschränkt sich das Drucken nicht nur auf das häusliche Gerät. Etwa dann, wenn Flyer oder Werbebeilagen benötigt werden. Dann bist du, wegen der hohen Stückzahlen, in bester Position, Mutter Natur etwas richtig Gutes zu tun. Es beginnt schon damit, dass du auf umweltfreundliches Papier setzt. Das unterscheidet sich absolut nicht von Normalpapier. Und: Bestelle nur so viel, wie realistisch wirklich benötigt wird. Informiere dich dazu, wie viel von vorangegangenen Serien übrigblieb, ermittle einen Mittelwert daraus, das spart auch Geld.
Und wenn du das getan hast, lass die Sachen nicht grundsätzlich ins Unternehmen liefern, wenn sie eigentlich woanders benötigt werden. Auch eine solche Transportwegvermeidung gehört zum Umweltschutz.
4. Bestelle zusammenhängend und vorausschauend
Apropos Transportwege: Jedes Büro braucht irgendwann Nachschub. Bloss bestellen viele nach dem Just-in-Time-Prinzip „oh, das Druckerpapier ist bald leer, schnell neues ordern“. Das sorgt dafür, dass viele Einzellieferungen anstehen. Jedes Mal muss ein Paketbote losfahren, Kraftstoff verbrauchen, Abgase ausstossen.
Es geht auch anders: Versuche dafür zu sorgen, dass mit mehr Vorlaufzeit bestellt wird. Und wenn, dann in grösseren Mengen – es wird ja so oder so alles verbraucht. Vielleicht gibt es ja sogar Mengenrabatte?
5. Drucke doppelt und klein
Grundsätzlich solltest du dich natürlich vor jedem Drücken von „Strg+P“ fragen, ob es wirklich nötig ist, dieses Dokument, diese Mail aus der digitalen in die analoge Welt zu holen. Schon das wird viel Papier und Toner/Tinte sparen.
Doch wenn es unumgänglich ist, solltest du die Druckeinstellungen so konfigurieren, dass beidseitig und in niedriger Qualität gedruckt wird. Und prüfe anhand der Druckansicht (bei Word ist das ziemlich einfach), ob es nicht sinnvoll möglich ist, durch eine Reduktion der Schriftgrösse weiter zu sparen – bei internen Dokumenten, die kein Externer je zu Gesicht bekommt, ist das überhaupt kein Problem.
Tipp: Engagiere dich dafür, dass Toner und Tintenkartuschen gesammelt und konform rezykliert werden. Das Schweizerische Rote Kreuz hat dafür schon seit Jahren eine Aktion.
6. Mach alles aus
Sofern eure IT-Abteilung nicht noch Updates machen will, gibt es eigentlich keinen Grund, warum am Ende des Arbeitstags irgendein Gerät eingeschaltet bleiben sollte. Gewöhne dir also an, sie grundsätzlich abzuschalten.
Und: Sprich mit der Technik, ob es nicht machbar ist, dass etwa Computer und Bildschirme über schaltbare Mehrfachstecker mit dem Strom verbunden werden. Dann kannst du zum Herunterfahren mit einem Klick alles „wirklich“ stromlos schalten.
7. Schalte nur ein, was benötigt wird
Nicht nur der letzte macht das Licht aus, auch der erste macht es an – und oft noch sehr viel mehr. Da ist es kein Wunder, dass Unternehmen die grössten Einzel-Stromabnehmer der Schweiz sind.
Ein Hauptgrund dafür ist, dass in vielen Firmen „alles“ im Default-Modus eingeschaltet ist, weil es ja irgendwann benötigt werden könnte. Das ist in etwa so, als würdest du zuhause im Bad das Licht dauerbrennen lassen, weil du ja irgendwann zur Toilette gehst. Was solltest du konsequenterweise also tun? Exakt, schalte vom Drucker bis zur Schreibtischleuchte die Geräte nur dann, an, wenn sie benutzt werden.
Tipp: Rege an, dass bei Neuanschaffungen auf Kombi-Geräte gesetzt wird. Die verbrauchen in Summe weniger als Einzelgeräte.
8. Dreh dich zur Sonne
In vielen Büros brennt tagein, tagaus das Licht. Gut, je nach Architektur ist das leider unumgänglich. Aber wenn es bei euch genügend Tageslicht gibt, solltest du versuchen, Schreibtisch und Co. so umzustellen, dass sie dieses Licht vollumfänglich ausnutzen.
Oftmals reicht dazu schon eine simple Vierteldrehung, damit das Tageslicht von der Seite auf die Arbeitsplatte fällt, wo sonst dein Bildschirm oder du selbst einen Schatten darauf werfen. Und wenn grössere „Umstellmassnahmen“ erforderlich sind, ist das oft auch nur eine Sache der Gewöhnung und etwas Überzeugungsarbeit gegenüber Vorgesetzten und Kollegen. Denk immer daran:
Unser inneres Gewohnheitstier ist oft der einzige Verhinderer von umweltschützender Innovation.
9. Geh zu Fuss
Hand aufs Herz: Wie oft schreibst du aus Bequemlichkeit eine Mail oder greifst zum Telefonhörer, obwohl der Adressat im gleichen Gebäude sitzt? Dazu musst du verstehen, dass es solche Micro-Verbräuche sind, die in Summe ganz schön viel anhäufen.
Just wenn es im gleichen Haus ist, solltest du immer selbst hingehen – das reduziert nebenbei auch noch den Büroarbeiter-Bewegungsmangel. Gibt es einen Aufzug? Dann lass ihn links liegen, auch der ist vielfach ein ziemlicher Stromverschwender; vor allem wenn er typischerweise nur mit einer Person fährt.
10. Frage nach Heimarbeit
Es ist vor allem in Büroberufen ohne direkten Kundenkontakt eine Tatsache, dass es mittlerweile ein Leichtes ist, zumindest tageweise auch von zuhause aus zu arbeiten. Viele Unternehmen bieten es nur aus Sorge vor Kontrollverlust nicht an.
Um solche Sorgen aus der Welt zu schaffen, solltest du deine Vorgesetzten mit der offiziellen Homeoffice-Broschüre der Direktion für Arbeit vertraut machen und für Heimarbeit die Werbetrommel rühren. Der Lohn: Mutter Natur werden viele Pendelkilometer erspart – und dir und deinen Kollegen der damit einhergehende Stress und die Kosten.