Frühlingszeit ist Rhabarberzeit. Stilpalast stellt dir das fruchtig-saure, gesunde und oft unterschätzte Saisongemüse vor, räumt mit einigen Vorurteilen auf und liefert zusätzlich das Rezept für einen himmlisch-leckeren Rhabarber-Kuchen.
Gemüse statt Frucht
Zuerst einmal: Rhabarber gehört nicht zum Obst, sondern ist tatsächlich ein Gemüse. Genauer gesagt ein Stielgemüse. Die Nutzpflanze gehört nämlich zur Familie der Knöterichgewächse und ist eine Staude. Ursprünglich stammt der Rhabarber aus dem Himalaja und wird erst seit dem 18. Jahrhundert in Europa angebaut. In Asien wird der Rhabarber noch heute als Heilpflanze verwendet. Dafür werden dort aber nicht, wie bei uns, die Stängel genutzt, sondern die Wurzeln, denen eine darmreinigende Wirkung nachgesagt wird.
Erntezeit-Mythos
Eine Bauernregel besagt, dass die Ernte von Rhabarber im April beginnt und jeweils nach dem Johannistag am 24. Juni endet. Nach diesem Datum sollte man keinen Rhabarber mehr ernten, heisst es. Die weitläufige Meinung, dass der Oxalgehalt in den Stängeln danach stark ansteigen soll und giftig sei, ist allerdings falsch. Der Gehalt an Oxalsäure ist nämlich nachweislich auch nach dem 24. Juni nicht so hoch, dass (bei normalem Verzehr) Vergiftungserscheinungen auftreten würden – vorausgesetzt, man isst nicht auch noch die Blätter. Vielmehr geht es darum, dem Rhabarber nach der Erntezeit die nötige Ruhepause zu gönnen, damit er auch im Folgejahr wieder kräftig gedeiht und in der Zwischenzeit genügend Nährstoffe einlagern kann.
Unerwünschter Nebeneffekt
Hast du beim Essen von Rhabarber-Kompott jeweils einen pelzigen Belag auf den Zähnen? Das ist ganz normal und passiert, weil sich während des Essens die Oxalsäure des Rhabarbers mit dem Kalzium des Zahnschmelzes verbindet und dadurch ein Belag entsteht (dasselbe kann auch beim Genuss von Spinat oder Schwarztee entstehen). Ein kleiner Trick, um dies zu vermeiden: Esse Rhabarber jeweils zusammen mit etwas Kalziumhaltigem (z.B. Vanillecreme, Rahmglace, Milch etc.), denn dann verbindet sich die Oxalsäure mit dem Kalzium aus der Beilage und nicht mit demjenigen deiner Zähne. Achte auch darauf, mindestens eine halbe Stunde nach dem Genuss von Rhabarber die Zähne noch nicht zu putzen. Der Zahnschmelz könnte sonst Schaden nehmen.
Gesunde Stängel
Sauer macht lustig – und ist erst noch gesund. Denn der säuerliche Rhabarber enthält viel Kalium, Eisen, Magnesium und Phosphor und ist ausserdem reich an Vitamin K. Die Säure stammt von der grösseren Menge an Zitronen- und Apfelsäure sowie der Oxalsäure. Beliebt ist Rhabarber auch, weil er so kalorienarm ist. Er enthält pro 100 g nämlich nur läppische 13 Kalorien und ist damit ein echter Tiefstapler. Für die Verarbeitung reicht es aus, wenn die Fasern vom Stielende her abgezogen und die Stängel in Stücke geschnitten werden. Rhabarber sollte allerdings nie roh gegessen werden, sondern immer nur gekocht (die roten Stangen sind milder als die grünen). Als Kompott z.B. eignet er sich als schonende Reinigung der Leber, des Darms und der Galle. Wer zu Nierensteinen neigt, sollten auf den Rhabarber-Genuss allerdings verzichten (oder ihn zumindest mindern), da die Oxalsäure deren Entstehung begünstigen kann.
Pflegeleichtes Frühlingsgewächs
Die mehrjährige Pflanze sollte auf nährstoffreichem Boden an einem sonnigen bis maximal halbschattigen Plätzchen gepflanzt werden. Wichtig bei der Ernte ist, dass die zart-säuerlichen Stängel am Ansatz abgedreht und nicht abgeschnitten werden. Auf diese Weise wird ein besseres Nachwachsen gewährleistet.
Kulinarischer Hochgenuss
Rhabarber ist sehr vielfältig zu verarbeiten und findet sowohl in Süsspeisen (Kompott, Kuchen, Marmelade etc.) als auch in pikantem Essen (Chutney, Fisch- oder Fleisch-Beilage) Anwendung. Frischen Rhabarber kannst du übrigens geschält und in Stücke geschnitten auch prima einfrieren, ohne ihn vorher zu blanchieren. Zu unserem Rezept für einen himmlisch-leckeren Rhabarber-Kuchen geht’s hier.
Bild: © Stilpalast