Die Bloggerin und Fotografin Franziska Köhl liebt es, ferne und nahe, fremde und bekannte Städte und Länder zu erkunden. Heute nimmt sie uns mit auf eine Hausboottour durch Holland, die sympathische Region im Westen der Niederlande.
Die Autorin
Franziska Köhl, Bloggerin und Fotografin.
Eine andere Art von Urlaub
„Was, um Himmels willen, habe ich mir nur dabei wieder gedacht", schiesst es mir durch den Kopf, als unser Boot quer zur Fahrt-, oder besser gesagt Flussrichtung, vor einer Brücke treibt und der Brückenwärter schon ungeduldig mit seinem Holzschuh für die Brückennutzungsgebühr klappert.
Ein Erlebnisurlaub sollte es sein, nicht nur 10 Tage im Hotel sitzen und sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen, sondern auf eine – in der Beschreibung hiess es „ursprüngliche und entspannte" Art – die Schmuckstücke Hollands erleben. Und was die Landschaft und die Natur angeht, haben sie absolut nicht zu viel versprochen. Aber nun von Anfang an.
Panoramen wie aus dem Bilderbuch.
Entschleunigung mit wenig Luxus
Eine Hausbootfahrt ist nichts für Luxusliebhaber. Auch wenn je nach Budget wirklich tolle Boote gemietet werden können, bleibt es doch eine Art Campingurlaub mit Stil. Zwar mit Gasherd und Kühlschrank, fliessendem heissem Wasser und Heizung sowie Radio und Strom für das Aufladen der modernen Kommunikationsgeräte, aber dennoch auf eine sehr bodenständige Art, was ganz ehrlich in unserer heutigen Luxuswelt einmal gar nicht so schlecht ist.
Entschädigt wird man auf jeden Fall durch die beeindruckenden Panoramen, die einen morgens nach dem Aufwachen, unterwegs mit dem Schiff oder abends bei einem Gläschen Wein auf der Terrasse des Schiffs erwarten. „Zurück zur Natur“ lautet das Motto! Da wird man von einer Horde junger Graugänse gegrüsst, die definitiv nur Unsinn im Kopf haben, auf der anderen Flussseite hoppeln Hasen, in der Ferne kann man einen Kuckuck hören und das Boot schaukelt sanft mit den Wellen. Und diese Momente sind es doch, die einen mit sich und der Welt absolut im Reinen sein lassen.
Unser Zuhause für eine Woche.
In Kürze zum Hobby-Kapitän
Das Boot lässt sich recht einfach steuern und man benötigt auch keinen extra Führerschein dafür (auch wenn ich jedem eine Stunde Einführung bei einem Kapitän seiner Wahl auf einem gemütlichen Schweizer See wärmstens empfehlen würde). Es gibt einen Gas- oder Schubhebel für vorne und zurück, ein Steuerrad, einen Anlasser, zwei Knöpfe für den Bugmotor und eine Hupe. Für jeden, der schon einmal ein anderes motorisiertes Fahrzeug bedient hat, eigentlich kein Neuland.
Bei einer kurzen Einführung bekommt man alle Details gezeigt und schnell wird klar: Das Fahren ist nicht das Problem, aber wie bitte bremst man ein 10 Meter langes Schiff, ohne den Anker zu werfen (was übrigens in den Kanälen Hollands verboten ist)? Und wie noch gleich legt man an einem Steg an, ohne dass die Besatzung erst einmal eine Runde ins Wasser muss, um schwimmend die Taue an Land zu bekommen? Und, auch schön und mein bisheriges Highlight: Wie bleibt man eigentlich zwischen zwei Brücken zumindest relativ gerade im Wasser stehen, ohne dass einen der Wind zur Seite drückt?
Mit diesen und anderen, für den geübten Seefahrer absoluten Kleinigkeiten, ist man also die ersten Stunden an Bord beschäftigt. Nach zwei Tagen sind die grössten Startschwierigkeiten aber überwunden und man kann sich ganz auf die Natur und das Fahrtgefühl einlassen.
Brücken und Schleusen, die es zu passieren gilt.
Wunderbare Landschaften
Von unserem Anbieter haben wir zwei Touren vorgeschlagen bekommen: Die erste etwas kürzere in den Norden (vom Heimathafen Loosdrecht über Amsterdam, nach Edam, Alkmaar und Zaanstad zurück nach Amsterdam und Loosdrecht), die zweite ein bisschen längere und angeblich spannendere in den Süden Hollands (Ausgangspunkt ist wieder Loosdrecht, weiter nach Amsterdam, Woerden, Gouda, Oudewater, Utrecht und zurück nach Loosdrecht). Pro Tag bedeutet das ca. 6 Stunden Fahrt durch Flüsschen und Kanäle.
Man hat die Möglichkeit, auch Velos mit an Bord zu nehmen, was ich nur empfehlen kann. Die holländische Landschaft ist bezaubernd, extrem flach und damit ideal geeignet für Velotouren. Bei den Landgängen kann man zum einen Einkäufe oder Stadtbummel in den kleinen Städtchen rund um die Route machen, zum anderen aber auch die Landschaft aus einem anderen Blickwinkel erleben und mit den Einheimischen in Kontakt kommen, was im Übrigen sehr einfach ist. Die Holländer sind allgemein gesagt ein sehr herzliches und offenes Volk, die jeden ansprechen, der aussieht, als hätte er gerade Zeit für ein Pläuschchen oder als würde er Hilfe benötigen.
„Zurück zur Natur!“ – Anlegeplätze mit einmaligem Flair.
Würde ich es wieder machen? Ja, absolut in ein paar Jahren. In meinen nächsten Ferien werde ich allerdings erstmal aufs Kapitän sein verzichten und mich durch die Gegend schippern lassen.
Weitere Reiseberichte von Franziska Köhl gibt es unter www.bayfairdrive.com.